Interview mit Pastor Dr. Goldschmidt

Nachricht 07. Februar 2021

Pastor Dr. Stephan Goldschmidt ab 1. Februar 2021 neuer Gemeindepastor 
der Zachäus-Kirchengemeinde - Ein Interview

Lieber Herr Dr. Goldschmidt, am 1. Februar werden Sie in der Zachäusgemeinde das Amt des Gemeindepastors antreten. 
Als Sie sich für die Bewerbung bei uns entschieden haben, was hat Sie am meisten an der Pfarrstelle in Zachäus gereizt?

Mich hat das vielfältige Gemeindeleben in der Zachäusgemeinde gereizt, auch wenn es zurzeit leider stark zurückgefahren werden muss: Es gibt ein großes Interesse an kulturellen und spirituellen Themen. Damit ist die Vielfalt aber noch nicht ausgeschöpft. Ich habe gelesen, dass es auch eine Walkinggruppe gibt, die sich an der Zachäuskirche trifft, um miteinander Sport zu machen. 

Spannend finde ich auch, dass hier ein Gemeindekonzept existiert, das neuerdings „Beteiligungskirche“ genannt wird. Und natürlich reizt mich die Gottesdienstkultur, die in der Zachäuskirche gepflegt wird in ihrer ganzen Bandbreite von gesungener Liturgie bis hin zu alternativen Gottesdiensten. 

Sie hatten in Ihrer beruflichen Laufbahn schon sehr viel mit dem Thema Gottesdienst zu tun (im Pfarramt in Kassel, in der EKD und auch zu den Kirchentagen), und Sie kennen die verschiedensten Arten, Gottesdienst zu feiern.
Gottesdienst ist auch ein zentraler Punkt in unserem Leitbild. Können Sie für uns beschreiben, welcher "Gottesdiensttyp" sie sind?

Ich bin der Typ „bunter Hund“. Und ich glaube, dass das zu Zachäus gut passt. Ich feiere gern den klassischen Gottesdienst. Aber genauso gern experimentiere ich. Mich interessieren meditative Gottesdienste oder Gottesdienste im Dialog mit Literatur oder Film. 

Ein Gottesdienst ist ja in vier große Abschnitte aufgeteilt Ich nenne es hier mal Ankommen und Eröffnung, Verkündigung, Abendmahl, Sendung und Segen.
An welchem dieser Elemente des Gottesdienstes hängt Ihr Herz besonders und warum?

Ich lege besonderen Wert auf die Verkündigung. Ich habe seit einiger Zeit meinen Predigtstil geändert. Es macht mir Spaß, anschaulich zu predigen. Mit kleinen Geschichten aus dem Leben, die den Predigttext lebendig werden lassen. Fachleute nennen das „Dramaturgische Homiletik“. Sie hat ihren Ursprung in der US-amerikanischen Gottesdienstkultur. 

Gleichzeitig finde ich Sendung und Segen wichtig. Der Segen scheint für viele das Wichtigste am Gottesdienst zu sein. „Ich will dich segnen“, sagt Gott zu Abraham und fügt sofort hinzu: „Und du sollst ein Segen sein.“ Da steckt alles drin, was die christliche Lebenskunst ausmacht. Die Zusage, dass wir von Gott angenommen sind, wie wir sind. Und die Herausforderung, so zu leben, dass wir anderen Menschen guttun, also zum Segen werden.   

Von außen betrachtet gibt es im Berufsfeld Pastor/Pastorin einen großen Spielraum. Gern möchte ich Ihnen hier ein paar allgemeine Fragen stellen, die Sie bitte kurz beantworten mögen.

  • Was ist das Beste an Ihrem Beruf?

Interessante Menschen kennenzulernen.

  • In der Gemeindearbeit gibt es viele Baustellen. Welche hat Vorrang?

Um diese Frage zu beantworten, brauche ich noch etwas Zeit. Aktuell aber scheint mir das Wichtigste, dass sich nach der Pandemie die Menschen in der Zachäuskirche und im Gemeindezentrum begegnen können.

  • Was haben Sie erst vor Kurzem entdeckt?

Dass ich nicht der erste aus meiner Familie bin, der in Hannover lebt. Es gab hier schon zur Leibniz-Zeit eine ganze Reihe von Goldschmidts. 

  • Welcher Illusion geben sie sich gern hin?

Ich glaube – trotz allem – an das Gute im Menschen. 

  • Was empfinden Sie als Glück?

Im Schnee und bei Sonnenschein auf einem Berggipfel zu stehen.

  • Was ist zu viel des Guten?

Wenn eine Predigt oder ein Gottesdienst zu lang dauert.

  • Was lässt Sie hoffen?

Dass wir Menschen nicht festgelegt sind, alles wie immer tun zu müssen. Das ist auch eine gute Nachricht für die Umwelt.

  • Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

Ich bin ein optimistischer Mensch, der noch dazu an Gott glaubt. Deshalb gebe ich Hoffnungen nicht gern auf. 

  • Wie gehen Sie mit Durststrecken um?

In Wüstenzeiten bin ich ganz besonders froh, meine Familie in der Nähe zu haben. 

  • Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Lesen, lesen, lesen…

  • Worüber haben Sie zuletzt gestaunt?

Dass Weihnachten 2020 für viele ein schönes Fest geworden ist. 

  • Wo werden Sie schwach?

Wenn mir eine Tasse Cappuccino angeboten wird. 

  • Worüber können Sie lachen?

Bei gelungenen Komödien – dann lache ich im Kino auch mal ziemlich laut, zum Leidwesen meiner Kinder.

  • Was gehört für Sie zu einem gelungenen Tag?

Ein gutes Gespräch und/oder ein gutes Buch. 

  • Was antworten Sie Schwarzmalern?

Ich frage mich als erstes, was dahintersteckt. Es sagt ja viel über einen Menschen aus, wenn er schwarzmalt. Entsprechend unterschiedlich fallen die Antworten aus. 

  • Ist Optimismus in der Kirche Pflicht?

In der Kirche ist viel zu viel von Pflicht die Rede. Deshalb: Nein. Aber der christliche Glaube ist voller Hoffnungsbilder: Die Hoffnung auf Gottes Friedensreich, auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und vor allem die Hoffnung, dass unsere Namen in den Himmel geschrieben sind.