Die Krone hat die Macht

Nachricht 19. März 2020

Ein Beitrag zur Lage

von Karl Ludwig Schmidt, 
Superintendent im Amtsbereich Nordwest des Ev.-luth. Stadtkirchenverbandes Hannover

 

Corona – das ist lateinisch und heißt übersetzt Krone. Die Krone ist ein Zeichen von Macht. In der Tat hat Corona Macht. Allerdings ganz anders als Menschen sich das bis vor wenigen Monaten vorstellen konnten. Corona beherrscht und verändert das Leben aller. Weltweit! 

Bilder vom Corona-Virus unterm Elektronenmikroskop sind allgegenwärtig. Tatsächlich sieht das Virus so aus wie ein Kreis mit vielen kleinen Krönchen. Ich finde das faszinierend. Irgendwie etwas schauerlich und von einer gewissen Schönheit. Diese winzigen Gebilde sind dabei, das Leben auf dieser Erde komplett zu verändern. Sie beeinflussen das alltägliche Miteinander. Und fördern die unterschiedlichen Seiten menschlichen Wesens zutage. Einerseits lese ich mit Fassungslosigkeit von Hamsterkäufen. Menschen, die Klopapier horten – so als ob ein Atomkrieg bevorstünde. Leere Regale in Supermärkten und Drogerien. Mehl, Nudeln, Brot, Dosensuppen: alles ausverkauft. Schlimmer als Heilig Abend um 13.30 Uhr! Für mich kaum zu verstehen!

Andererseits gibt es eine große Anzahl von Initiativen, um schwachen Menschen zu helfen. Massenweise melden sich Freiwillige, um für andere einzukaufen. Für alte Menschen, die nicht mehr rauskommen, für die, die jetzt isoliert leben müssen und sonst niemanden haben. Ideen für Balkonkonzerte werden verbreitet, Hilfe für Obdachlose organisiert. Das ist großartig. In vielen dringend benötigten Bereichen arbeiten Menschen jetzt bis an die Grenze der Erschöpfung und darüber hinaus. Ärztinnen und Pfleger in Krankenhäusern und Altenhilfeeinrichtungen, Feuerwehrleute und Sanitäter, Polizistinnen und Paketboten. Und auf vielen Balkonen stehen abends die Menschen und applaudieren! Als Dank für alle, die jetzt mehr tun als nur ihren Job. Das ist sehr berührend und schön zu sehen. 

Die Gefahr durch das Corona-Virus ist groß. Sie ist mächtig. Doch mächtiger können Menschen sein, die jetzt besonnen handeln. Da bin ich ganz sicher! Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und dennoch tun, was jetzt nötig ist, damit dieses Virus eben keine Vollmacht über die Menschen gewinnt. Einen kühlen Kopf bewahren – vielleicht das Wichtigste jetzt. Und das Vertrauen füreinander und auf Gott. Gerade jetzt, wo wir kaum noch körperlich im Kontakt miteinander sind, ist besonders viel Raum für Gottes Geist. Der verbindet Menschen über alle Grenzen. Das ist sein Geschäft. Darin hat er sich bewährt über die Zeiten. In vielen Krisen, die Menschen gemeistert haben, längst vor Corona. Der Geist Gottes durchzieht die Hoffnung und macht stark. Ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. So unsichtbar wie das Virus. Ich bin sicher – es ist ein starker Geist. Gott lässt uns nicht allein.