Mal was Neues ..?!

Nachricht 01. September 2020

Alles wirkliche Leben ist Begegnung!

Manchmal dachte sie, dass sie endlich mal was Neues in ihrem Leben erleben wollte. Irgendwann begegnete ihr folgender Satz: „Je älter wir werden, desto stärker verfallen wir in Routinen, sowohl im Beruf als auch im Alltag. Das gibt uns ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit und damit etwas, wonach wir uns sehnen. Seltsamerweise führt das aber zu Unzufriedenheit. Da hilft nur eins: Aus alten Gewohnheiten ausbrechen und Neues ausprobieren.“

Sie fühlte sich verstanden. So war es: Routine pur. Sie machte einen Plan, was sie alles erleben und in ihrem privaten und beruflichen Alltag verändern wollte. Gerade als sie ihre Listen fertiggestellt hatte, kam Corona. Keine Vorhaben mehr realisierbar. Herausgefordert durch Homeoffice und durch das Homeschooling ihrer drei Söhne, blieb kaum mehr Zeit, über ihre eigenen Sorgen nachzudenken. Nach einem Fernsehgottesdienst im April 2020 schrieb sie in ihr Tagebuch: „Es kommt auf mich an. Ob ich mir Zeit nehme: Für meine Freundschaften. Für meine Familie. Für meinen Glauben. Für all die Dinge, die mir wichtig sind.“ 

Im Mai besuchte sie einen Gottesdienst zum Thema „Alles hat seine Zeit“. Auf dem Liedblatt waren mehrere Gedichte abgedruckt. Eines sprach die junge Frau besonders an: 

 

ZEITNEHMUNG: 
Wenn in unserer Beziehung das füreinander Zeitnehmen 
und das füreinander Zeithaben nicht zum täglichen Brot werden, 
verhungert unsere Liebe mit der Zeit.“ 
(© Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Dichter; Quelle: Ferstl, Herznah. Gedichte, Asaro-Verlag 2003).

 

Zeit nehmen, sich Zeit lassen, sich dem Leben anvertrauen, Begegnungen wertschätzen. Gerade jetzt. Füreinander da sein. Miteinander die Fülle des Lebens suchen. Ja, das fehlte ihr schon lange: Zeit für die Menschen und Dinge, die ihr wichtig sind. Zeit, Gott zu begegnen. Während des Lockdowns hatte sie Martins Bubers Wort „Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“ an die Wohnzimmerwand gemalt.
Als Erinnerung daran, dass die Begegnungen mit Gott und Menschen in nah und fern das Leben bedeutsam machen. Das wollte sie nun endlich anders machen: Zeitnehmung für die Dinge, die ihr wichtig sind: Glauben, Familie, Freundschaften. Ausbrechen, um Zeit für das wirkliche Leben, für Begegnungen zu haben. Um Gott zu begegnen, der gewiss alle Schritte begleitet.

 

ALLES WIRKLICHE LEBEN IST BEGEGNUNG!

Gründonnerstag 2012

Zum ersten Mal betrete ich die Zachäuskirche und bin erfüllt von dem schönen Kirchenschiff mit den zwei aussagestarken Buntglasfenstern in rot und blau. Schlichte Schönheit, zur Ruhe einladende Klarheit in der Architektur. Das Metallkreuz auf dem Altar als Mittelpunkt. Einladung zum Gebet, zur Begegnung mit Gott und mit mir selber. 
Meine Aufmerksamkeit wird an diesem Abend auf die große Tafel in Kreuzform gelenkt. Liebevoll gedeckt. Tischabendmahl wird gleich gefeiert werden. Einladung zur Gemeinschaft und zum Glauben.

Mit großer Freude habe ich im Juni 2012 meinen Dienst als Pastorin in der Zachäusgemeinde begonnen.

Mit tiefer Dankbarkeit und großer Freude erinnere ich mich heute zurück an viele Gottesdienste in der Zachäuskirche, auch in der Region, an unzählige Begegnungen in schönen und auch traurigen Momenten, an „Zachäus am Freitag“, an die Treffen des Besuchsdienstkreises, an Zeit in den verschiedenen thematisch arbeitenden Gruppen und Kreisen, an die kreativen „Treffpunkt Kirche“-Redaktionssitzungen, an Konzerte, an fröhlichen Konfirmand*innen-Unterricht, an lebhafte Krippenspielproben, an viele Gesprächssituationen, an das Seminar „Qualitätsentwicklung in Kirchengemeinden“. Gern erinnere ich mich an die religionspädagogische Arbeit mit den Kleinsten. Immer wieder an die gelebte Gastfreundschaft, an die herzliche Willkommenskultur, an schöne Kirchweihfeste und das 50. Jubiläum der Zachäuskirche, an das Tauffest 2018. An die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitenden in der Gemeinde und den Kindertagesstätten, mit dem Kirchenvorstand, mit den Ehrenamtlichen in der Gemeinde und mit den Kolleg*innen in der Region sowie im Amtsbereich, auch an so viele andere Momente. Vor allem: An wertvolle Begegnungen in und um die Zachäuskirche.

Ende August 2020

Aus meinem Dienst als Pastorin der Zachäuskirchengemeinde werde ich verabschiedet und bin ab dem 1. September 2020 in der Arbeitsstelle für Personalberatung tätig. Der Gemeinde und allen, die mit ihr verbunden sind, danke ich von Herzen für alle kostbaren Begegnungen und wünsche ich Gottes reichen Segen und seine spürbare Gegenwart!

Was bleibt … ?!

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“ 

Davon bin ich fest überzeugt: 
Begegnungen lassen das Leben wirklich werden. 
Davon wünsche ich Ihnen und Euch viele erfüllende Erlebensmomente! 

Bleiben Sie/Bleibt behütet!
Ihre/Eure Claudia Schubert