Lied: „Wie soll ich dich empfangen“ EG 11, 1-3+6
Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.
Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß.
Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.
Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze sich häufet mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.
Verkündigungsimpuls
Alles ist anders jetzt. Vielleicht legst du heute deine Kleider auf den Boden. Von der Wohnungstür bis zu dem Ort, an dem du betest: den Kimono mit den Blumen, ein Shirt mit Pailletten, deine liebste Jogginghose, die schwarze Hose, die Bluse aus Leinen.
Schaust zur geschlossenen Tür und hoffst, dass er kommt:
Der auf dem Esel. Der durch Wände gehen kann. Und heil machen.
Alles ist anders jetzt.
Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt.
Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?
Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.
Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.
Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.
Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
(Markus 14,3-9)
Alles ist anders jetzt.
Du weißt nicht, was kommt. Jeder Tag ist anders. Auch dieser.
Der auf dem Esel saß, sitzt nun am Tisch. Ist bis zu dir gegangen über Leinen und Blumenstoff und Pailletten - durch Wörter, Zeiten, Wände. Wird sterben. Wird leben.
Alles ist anders, aber eins ist gleich:
Dass es Schönheit gibt und Würde. Auch jetzt.
Es gibt ein großes unsichtbares Wir und Nardenöl und Alabaster.
Klaviermusik, im Internet. Konzert daheim.
Kleine Gedichte über das Leben. Über den Glauben. Hoffnung.
Weil Sonntag ist: die Haare geflochten und die Lippen geschminkt.
Alles ist anders,
aber eins ist gleich im Haus damals und in unseren Häusern und Seelen jetzt:
Dass Gott seltsamerweise am liebsten nah beim Schmerz sitzt. Dort, wo alles brüchig ist. Sandig und Rau. Aussätzig wie Simon. Fremd wie die Frau ohne Namen. Da zeigt er sich.
Wir haben es uns nicht ausgesucht, jetzt so zu leben. Und wir wissen nicht den nächsten Tag.
Aber wo das Evangelium gepredigt werden wird in der ganzen Welt, da wird man auch erzählen von dieser Zeit jetzt. Von unserer Angst. Aber mehr noch von unserer Liebe. So viel Wert wie 300 Silbergroschen. Wie 3000.
Von all den guten Werken, an uns getan in diesen Wochen.
Man wird erzählen von Jesus an unseren Tischen. Von Gott ganz nah bei unserm Schmerz. Amen.
Etwas tun
Welche Kleidung trägst Du? Stell ʻDir vor – Jesus reitet darüber. Über Deine Kleidung.
Und vielleicht nimmst Du wirklich und jetzt ein Kleidungsstück und legst es auf den Boden. Und wenn etwas grünt in Deiner Wohnung oder in Eurem Haus – legt Ihr es dazu.
Oder Du ziehst Dich gleich nach dem Gottesdienst um – für das Mittagessen und den weiteren Tag, ziehst Dich um wie zu einem Fest.
Auf jeden Fall: Denke an ein gutes Werk, das in der vergangenen Woche an Dir getan wurde. Und erzähle davon. Jetzt in Deiner Hausgemeinschaft – oder schreibe es jemandem oder rufe jemanden an und erzähle es.
Lied: „Kreuz, auf das ich schaue“ EG 598
Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da;
Der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah.
Kreuz, zu dem ich fliehe aus der Dunkelheit;
Statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.
Kreuz, von dem ich gehe in den neuen Tag,
bleib in meiner Nähe, dass ich nicht verzag.
Fürbitten und Vater Unser
Gott.
Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Gott.
An diesem Morgen bitten wir Dich:
Schüttele den Sand aus unseren Seelen.
Binde den Esel an vor unserer Haustür.
Lass ihn grasen dort.
Komm herein, über unsere Kleider und unser Grün.
Iss mit uns und schüttele den Sand aus unseren Seelen.
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen. Heute.
Wir denken an alle, die wir lieben.
Wie werden sie diese Woche bis Ostern verleben?
Was tun sie gerade?
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.
Wir denken an alle Kranken.
Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können.
Wir denken an alle, die helfen.
Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander.
Gott.
Wir sind Deine Menschen.
Wir sind miteinander verbunden.
Atmen die Luft Deiner Schöpfung.
Beten zu Dir in allem, was ist.
Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Liedstrophe „ Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ EG 91,1
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen.
Segen
Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
Oder:
Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Spüren, dass Du da bist. Spüren, dass andere da sind. Genau jetzt. Genau so. Verbunden. Miteinander. Mit Gott. Im Glauben. Einatmen. Ausatmen. Und leise sprechen „Fürchte Dich nicht! Siehe, Dein König kommt zu Dir.“ (oder ein anderes Wort, das gerade Kraft gibt). Mehrmals wiederholen und dabei vielleicht lauter werden. Stille. Einatmen. Ausatmen. Fenster schließen.
Kerze löschen
Idee von: Birgit Mattausch und Elisabeth Rabe-Winnen (Michaeliskloster Hildesheim)