Gottesdienst zeitgleich am 19.04.2020

Nachricht 19. April 2020

GOTTESDIENST ZEITGLEICH

 

19.04.2020

QUASIMODOGENITI

 

 

Herzlich willkommen – wo auch immer Sie gerade sind, wo auch immer Sie diese Worte lesen, allein oder mit den Menschen, mit denen Sie leben: wir sind versammelt zum Gottesdienst, womöglich sogar zur gleichen Zeit.

Mein Name ist Brigitte Pohl, die meisten von Ihnen werden mich kennen, denn seit einigen Jahren darf ich den ein oder anderen Gottesdienst mit Ihnen in Zachäus feiern.
Auch wenn wir einander nicht sehen, einander nicht hören, wir feiern gemeinsam diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Vielleicht haben Sie ja inzwischen einen festen Ort gefunden, an dem Sie in dieser Form Gottesdienst feiern, vielleicht am Esstisch, eine besondere Tischdecke, Ihre Bibel, diese eine besondere Kerze. Und wenn sie noch nicht brennt, zünden Sie sie jetzt gerne an.

 

Gebet

Gott, hier bin ich.
Verbunden mit all den anderen,
die jetzt auch vor dir sind.

Wir bitten:
Sieh uns an, uns alle.
Wir halten dir hin,
was uns bewegt, was uns belastet
und auch das, was uns froh macht.

 

Stille

 

Lass uns spüren: du bist da. Immer.

Amen

 

Lied: Er ist erstanden, Halleluja! EG 116, 1+2+5  

 

Refrain:

Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben, Halleluja!

Strophen:

1. Er ist erstanden, Halleluja!
Freut euch und singet, Halleluja.
Denn unser Heiland hat triumphiert,
all seine Feinde gefangen er führt.
Lasst uns lobsingen …

2. Er war begraben drei Tage lang.
Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank;
denn die Gewalt des Todes ist zerstört;
selig, wer zu Jesus gehört.
Lasst uns lobsingen …

5. Er ist erstanden, hat uns befreit;
dafür sei Dank und Lob allezeit.
Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod,
Christus versöhnt uns mit unserm Gott.
Lasst uns lobsingen …

 

Bibeltext für heute: Jesaja 40, 26-31

 

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;

31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

 

Lied: Christ ist erstanden  EG 99  

  1. Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
  2. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ'. Kyrieleis.
  3. Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.Kyrieleis.

 

Predigtimpuls zu Jesaja 40, 26-31

Fürchte dich nicht, so klang es am letzten Sonntag –

Ostern – Auferstehung – ein neuer Anfang –
hineingesprochen in alle Angst, in alle Sorgen.
Du bist nicht allein.
Gott hat den Weg frei gemacht.

Heute klingt es so: Hebt eure Augen in die Höhe und seht. Richtet euch auf.

Ich denke an meine Berufsjahre als Krankenschwester. Da habe ich das oft gesagt: 
Kopf hoch! Augen auf! Ungezählte Male, wenn ein kranker Mensch auf der Bettkante saß.
Damit er nicht das Gleichgewicht verliert. Damit er wieder auf die Beine kommt.

Hebt eure Augen in die Höhe und seht!

Ja. Das gilt auch mir. Wie sonst könnte ich sehen, wo ich hingeh?
Wie sonst könnte ich sehen, was um mich herum ist?
Wenn ich meine Augen verschließe vor dem, was vor mir liegt, was mich umgibt?

Manchmal mag ich aber nicht mehr hingucken. Dann bin ich zu müde, ratlos und traurig.
Dann mag ich Not und Elend nicht mehr sehen. Zu viel. Zu oft. Gerade in diesen Tagen.
Dann erscheint mir dieser Satz wie ein Schlag ins Gesicht.
Wie soll ich damit umgehen? Mit meiner Müdigkeit? Mit meiner Mutlosigkeit? 
Wenn kein Ende der Pandemie, kein Ende der Krise in Sicht ist?

Ich bin froh, dass Jesaja bei der Aufforderung allein nicht stehenbleibt. Er zeigt auf Gott.
Er sagt: Wer hat all dies geschaffen? Schaut hin, hebt eure Augen in die Höhe und seht!

Und dann guck ich aus dem Fenster – und ich sehe, wie schön die Schöpfung ist.
Gerade jetzt im Frühling. Die letzten Buschwindröschen, Narzissen, Tulpen, Löwenzahn, Zierkirschen – alles blüht. Es ist hell und bunt.
So eine Kraft und Fülle. Zum Staunen. „Und siehe, es war sehr gut!“

Weißt du nicht, hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott hat all dies geschaffen.
Die Enden der Erde – und alles, was darinnen ist.

Jesaja entwickelt wunderschöne Bilder. Traumbilder.
Fliegen wie ein Adler, sich einfach so in den Himmel schwingen.
Was für ein Traum.
Laufen ohne matt zu werden. Wandeln und nicht müde werden.

Das sind uralte Menschheitsträume. Jesaja will sein Volk trösten, aufrichten, ermutigen, zurechtbringen – und wenn eure Kraft nicht reicht, dann verlasst euch auf Gott.
Unser Gott wird nicht müde. Seht doch, er hat die Enden der Erde geschafften – wie sollte der müde werden? Vertraut auf ihn!
Denn die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Ich kann nicht fliegen. Und wenn ich laufe, werde ich irgendwann müde.
Und ich mag keine unrealistischen Träume.

Und doch entwickeln Jesajas Bilder ihre ganz eigene Kraft. Sie wecken meine Sehnsucht. Sie lassen mich aufatmen, durchatmen. Ich richte mich auf, hebe meinen Augen auf.
Mein Blick löst sich von dem kleinen Punkt direkt vor mir auf dem Boden.
Ich kann wieder sehen, was um mich ist.

Ich fühle mich getröstet – obwohl sich an meiner Situation nichts geändert hat.
Denn das ist Trost: nicht, dass sich etwas ändert, nicht, dass etwas gut wird;
sondern dass ich weiß: Gott hat mich nicht verlassen, Gott ist an meiner Seite;
ich bin nicht allein.
Dafür steht Ostern. Ganz egal, welche Farben und Töne mein Leben hat.
Das soll mir reichen. Das schafft mir eine innere Freude, die mich aufrichtet und mich leben lässt.

Amen

 

Lied: Da wohnt ein Sehnen tief in uns… Freitöne 25

Refrain:

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. 
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

Strophen:

1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz –
sei da, sei uns nahe, Gott.

2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht –
sei da, sei uns nahe, Gott.

3. Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod –
sei da, sei uns nahe, Gott.

4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich –
sei da, sei uns nahe, Gott.

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. 
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

 

 

Lasst uns miteinander und füreinander beten

 

Barmherziger, guter Gott,

du hast dein Ja zu uns schon längst gesprochen.
Du bist da.
Auch wenn wir müde sind, ratlos und traurig.
So wie in diesen Tagen.
Wir machen uns Sorgen, vielleicht mehr als sonst.
Wie wird es weitergehen – mit uns, mit der ganzen Welt?
Keiner kann das sagen.
Richte du uns auf, lass du uns durchatmen.
Damit wir weitermachen können.
Sei uns nah.

Stille

Wir bitten:
Sei bei all denen, die entscheiden müssen.
Schenk ihnen Vernunft und Geduld.
Sei bei allen, die unsere Welt am Laufen halten,
bei allen, die helfen und unterstützen und nicht nachlassen.

Stille

Wir bitten:

Sei bei all denen, die einsam sind,
die niemanden mehr haben.
Sei bei allen Kranken und Schwachen,
bei allen, die den Tod vor Augen haben.
Sei ihnen nah.

Stille

Wir bitten:

Sei bei allen, die wir liebhaben,
bei denen, die wir länger nicht umarmen durften,
bei denen, nach denen wir uns so sehr sehnen.
Lass uns alle miteinander verbunden sein
im Namen Jesu.

Amen

 

Lasst uns mit den Worten beten, die wir von Jesus Christus gelernt haben:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

Segen

 

Der Herr segne und bewahre dich.
Sein Segen schenke dir Kraft zum Leben.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir.
Sein Segen sage dir gute Worte des Lebens.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Sein Segen kennzeichne dich als zu Jesus Christus gehörig.

Amen

 

 

                        Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Woche!
 Brigitte Pohl, Prädikantin

 

Und denken Sie bitte daran, die Kerze zu löschen …..