Gottesdienst zeitgleich am 10.05.2020

Nachricht 10. Mai 2020

GOTTESDIENST ZEITGLEICH

 

KANTATE 

 

10. MAI 2020

GOTTESDIENST ZEITGLEICH

für Sonntag, den 10. Mai 2020 – Kantate –
für die Gemeindeglieder der Zachäuskirche
und alle, die sich für unsere Gemeinde interessieren!

THEMA: WIE GERNE …

Liebe Lesende!

Wie gerne …! 
Ja, wie gerne hätte ich Sie an diesem Sonntag wieder in unserer Zachäuskirche begrüßt, jetzt, da es wieder möglich ist, in unseren Kirchen Gottesdienst zu feiern!

Wie gerne 
hätte ich Sie über den Rand der Maske hinweg fröhlich und freundlich angeschaut und Ihnen ein herzliches Wort der Begrüßung gesagt! Überhaupt:

Wie gerne
hätte ich Sie in unserer Kirche wenigstens gesehen, wenn auch nur wenige Stühle in der Kirche stehen dürfen!

Wie gerne
hätte ich mit Ihnen zusammen einige Liedverse wenigstens leise gesprochen und vielleicht sogar die Melodien mitgesummt, die uns Bettina Dahrmann auf der Orgel vorspielte!

Wie gerne 
hätte ich mit Ihnen zusammen die Hände zum Gebet gefaltet oder ausgebreitet!

Wie gerne 
hätte ich mit Ihnen zusammen Worte der Heiligen Schrift gehört!

Wie gerne 
hätte ich Sie an diesem Sonntag mit einer Predigt über einen Abschnitt aus dem 2. Buch der Chronik überrascht und erfreut, über den noch nie gepredigt worden ist!

Wie gern 
hätte ich mit Ihnen zusammen miteinander und füreinander gebetet, gemeinsam das Vater Unser gesprochen und dazu die Gebetsglocke gehört!

Wie gern 
hätte ich am Schluss die Hände erhoben und Sie mit dem alten aaronitischen Segen gesegnet, mit dem wir immer den Gottesdienst beschließen! Und dann:

Wie gerne 
wäre ich nach dem Segen mit Ihnen nach draußen gegangen und wir hätten im gebührenden Abstand voneinander unter freiem Himmel miteinander singen können: „Die güldne Sonne“ und „Geh aus, mein Herz“ und am Ende „Christ ist erstanden“!

Wie gerne …! 

Dieses „Wie gerne ...“ gilt nicht nur für mich, sondern auch für die Mitglieder des Kirchenvorstandes, auf denen die Last der Verantwortung liegt. Zwar ist es wieder erlaubt, in den Kirchen Gottesdienst zu feiern, aber solche Gottesdienste erfordern viele Vorbereitungen, die in der Kürze der Zeit nicht geleistet werden konnten. Und: Es werden auch Menschen gebraucht, die bereit sind, Hilfs- und Ordnungsdienste zu leisten, damit niemand gefährdet wird. Die Personaldecke ist im Augenblick ziemlich dünn …! Hoffen wir also gemeinsam, dass wir bis zu einem Gottesdienst in unserer Kirche nicht mehr lange warten müssen!

Und nun lassen Sie uns Gottesdienst feiern! Christen und Christinnen haben das zu allen Zeiten und unter weitaus schwierigeren Bedingungen getan!

Die Gebetsglocke der Zachäuskirche hat geläutet.

Ich zünde eine Kerze an, mache das Kreuzeszeichen und spreche:

Wir feiern diesen Gottesdienst + im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Jesus Christus spricht: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Ein Choral begleitet uns an diesem Sonntag Kantate.

EG 302:

Du meine Seele singe wohlauf und singe schön, 
dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. 
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd‘. 
Ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil. 
Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil.
Das höchste Gut erlesen, den schönsten Schatz geliebt, 
sein Herz und ganzes Wesen bleibt ewig ungetrübt.

 

 

So klingt der 98. Psalm, wenn ich ihn laut lese:

Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.

 Der HERR lässt sein Heil kundwerden; 
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

  Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

  Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

  Lobet den HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!

  Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König!

  Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.

  Die Ströme sollen frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich vor dem HERRN;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.

 Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.

 

GEBET

Herr, es ist Sonntag. 
Ein schöner, strahlender Tag.
Ein Tag zum Freuen. Eigentlich.

Aber ich kann mich nicht freuen.
Ich bin allein.
Niemand hat angerufen, schon seit Tagen nicht.
Haben die andern mich vergessen?

Gott. Du. Vergiss du mich nicht.
Verbinde mich mit dir.
Lass mich spüren, dass du da bist.
Mach es hell in mir.
In mir und in allen, die allein sind.

Bring die Seele zum Klingen.
Du. Gottesklang.
 Du. Großer Gesang.

Du. Leben. Glanz. Licht.

Amen

 

 

Das Evangelium dieses Sonntags steht im Lukasevangelium, 
im 19. Kapitel, die Verse 37-40:

 37 Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten,

 38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!

 39 Und einige Pharisäer in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht!

 40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

 

Der Predigttext für den Sonntag Kantate steht im 2. Buch der Chronik, 
Kapitel 5, Verse 2-5.12-14:

 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des HERRN hinauf brächten aus der Stadt Davids, das ist Zion.

Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat gefeiert wird.

Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf

und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war ...

Und alle Leviten, die Sänger waren, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertundzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.

Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus des HERRN erfüllt mit einer Wolke, so dass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes.

 

PREDIGT

Der Tempel Salomos. Sieben Jahre haben sie an ihm gebaut. Wie er aussah, wissen wir ziemlich genau: im 2. Buch Mose ist alles bis ins Kleinste beschrieben und angeordnet: die Maße, die der Tempel haben soll. Die Hölzer, die verarbeitet werden sollen. Die Gerätschaften für die Opfer und für die heiligen Handlungen. Die Kleidung der Priester und der Leviten, der Tempeldiener und Liturgen. Nicht anders, als wenn heute ein großes Bauwerk errichtet wird. Ich will jetzt nicht vom Berliner Flughafen reden. Aber der Wiederaufbau der Kathedrale Notre Dame nach dem Brand am 15. April 2019, der gibt einen Eindruck davon, wie viel Handwerkskunst nötig war und nötig sein wird, um das Kunstwerk dieser Kathedrale wieder erstehen zu lassen.

Jetzt, nach sieben Jahren Bauzeit – sehr wenig für die damalige und auch für heutige Zeiten! - ist der Tempel fertig. Vergessen sind die Pannen und Querelen, die es immer gab und gibt. Vergessen die Kosten, die vielleicht auch damals schon aus dem Ruder liefen, wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg. Es ist, wie wenn eine Frau ein Kind bekommt. Die Schmerzen sind gigantisch, aber wenn das Kind dann auf der Welt ist, dann sind sie vergessen. Was für eine tolle Fähigkeit des Menschen, neu anzufangen, sich nicht zurück zu fühlen und zu wühlen in die Schmerzen von gestern! Mit Corona wird uns das wahrscheinlich auch so gehen, wenn ein Impfstoff da ist. Wenn wir wissen: das Licht am Ende des Tunnels ist kein entgegenkommender Zug, sondern das Ende der Krise.

Und darum das Fest zur Einweihung. Alle sind aufgeboten und reihen sich in den Festzug ein: die Ältesten und Fürsten Israels, das einfache Volk, die Priester und Leviten. Und sogar die Figuren der Cherubim, der Engel auf dem Heiligtum der Bundeslade, sie müssen dabei sein. Ohne die Engel Gottes läuft nichts. Aber das Wichtigste ist die Bundeslade. Das ist eine große hölzerne Truhe gewesen. Ja, eine Art Schatztruhe. Nur waren in ihr nicht die Gold- und Silberschätze des Königs. In ihr war der größte Schatz, den Israel hatte: die beiden Tafeln mit den Zehn Geboten. Sie sind das Herzstück des Glaubens und Lebens in Israel. Ohne die Zehn Gebote läuft nichts. Oder besser: ohne sie läuft das Leben aus dem Ruder. Ohne sie zerfällt die Gemeinschaft. Ohne die Einweisung Gottes in ein gutes Leben geht alles kaputt.

Jetzt ist die Bundeslade ins Innerste, ins Allerheiligste des Tempels gebracht.

Und jetzt? Gehen jetzt alle nach Hause? Natürlich nicht. Sie tun genau das, was auch wir tun, wenn etwas Großes, etwas Erhabenes, etwas Bewegendes geschieht: sie feiern! Nicht in den Alltagsklamotten. Nein, „angetan mit feiner Leinwand“. Und nicht gleich mit Essen und Trinken, sondern mit Musik und Gesang. Feiern ohne Musik, das geht gar nicht, weder damals noch heute. Gut, bei deftigen Volksfesten wird aus dem Feiern manchmal eher ein Grölen. Aber eins mit Herz und Gemüt, das muss man denen lassen. Da können wir vornehmen Christen uns durchaus eine Scheibe abschneiden. Nicht von den Inhalten, aber von ihrer Begeisterung!

Hier ist das am ehesten wie bei Kirchentagen. Wenn ein ganzes Stadion voll ist mit Bläsern, deren Instrumente in der Sonne blitzen: da geht einem doch das Herz auf! Und dann die Zimbeln, Harfen, Saitenspiele, aber vor allem die Sänger! Ja, Sängerinnen und Sänger kann man hier nicht sagen. Es waren alles Männer. Aber das soll uns nicht entzweien: sie müssen überirdisch schön gesungen haben. Und alle zusammen singen und blasen, trompeten und zimbulieren so perfekt, dass diese Musik wie eine Stimme klingt! Das können eigentlich nur die Engel. Jeder Mensch mit Chorerfahrung weiß das. Vielleicht gelang das ja auch nur für einen relativ kurzen Augenblick. Menschen sind eben keine Engel. Ein Augenblicksglück, Oder eine Augenblicksseligkeit.

Manchmal erlebt man so etwas. Ich habe als Studentin in Heidelberg die h-Moll-Messe von Bach mitgesungen. Bei dem Sanctus, das Bach komponiert hat, geht – musikalisch - der Himmel auf. So war das: Wir sangen wie die Engel im Himmel. Und vor uns unser Dirigent, Bruno Penzien, ein kleiner, dicker Mann mit einem Gesicht wie eine freundliche Eule: er war bei diesem Sanctus nicht mehr bei sich und auf dieser Erde. Man sah es. Er war entrückt in eine Augenblicksseligkeit. Und wir auch.

So was kann nur die Musik. Uns so mitnehmen und aus allem herausreißen, uns emporheben in eine andere Welt.

Und hier passiert das auch. Sie singen mit einer Stimme ihr ‚Sanctus‘: „Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig.“ Immer wieder: Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig. Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig. Er ist gütig. Er ist gütig. Er ist gütig. Ewig. Ewig. Ewig ...  Und da passiert es: eine Wolke füllt den Tempel.  Eine lichte Wolke. Gott füllt den Tempel. Gott ist so dicht und licht, dass die Priester den Altar nicht finden. Sie brauchen ihn auch nicht, denn Gott ist ja da, in seiner ganzen undurchdringlichen Heiligkeit. Seiner Herrlichkeit. Jetzt erst ist dieses von Menschen gemachte Gebäude das Haus Gottes. Der Einzug, die ‚Einwohnung‘ Gottes. Das Heilige unter uns.

So etwas kann man nicht machen. Das geschieht. Und wer so etwas jemals erlebt hat, der zehrt davon ein Leben lang. Und hofft und sehnt sich danach, auch ein Leben lang. Nach dieser Seligkeit. Nach dieser Nähe Gottes.

Gott bindet sich nicht an unsere Heiligtümer. Er kann ganz anders begegnen. Auch am Krankenbett. Auch in der Hingabe eines Lehrers an die Kinder, die ihm anvertraut sind. Auch in der Liebe einer Mutter bis zur Erschöpfung – und dennoch unerschöpflich.

Nein, Gott bindet sich nicht. Aber die heiligen Orte sind Orte der Deutung. Orte des Wortes, das hilft zu verstehen, was wir erleben, manchmal auch erleiden. Hin und wieder aber auch Orte, in denen Gott uns das schenkt, was niemand machen kann. Augenblicke der Seligkeit. Amen

Hier passt das Lied EG 333:

Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn, denn er ist freundlich, 
und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich, sie währet ewiglich.

Groß ist der Herr, ja, groß ist der Herr, sein Nam ist heilig, 
und alle Welt ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll!

Singet dem Herrn, lobsinget dem Herrn in frohen Chören, 
denn er vernimmt auch unsern Lobgesang, 
auch unsern Lobgesang, auch unsern Lobgesang!

 

WIR BETEN MITEINANDER UND FÜREINANDER:

Guter Gott, 
danke für alle Bewahrung bis hierher.
Wir danken und bitten für alle, die uns durch die Krise steuern.
Gib, dass wir nicht ungeduldig werden, 
aber gib uns auch Mut, neue Erfahrungen zu machen.

Wir bitten für alle, die in unseren Gemeinden 
und in der ganzen Kirche Verantwortung tragen. 
Hilf, dass ihnen die Last nicht zu schwer wird!
Lass sie Stärkung durch die Gemeinden erfahren!

Heute, am Muttertag, danken und bitten wir für die Mütter, 
die so viele Lasten schultern. 
Gib, dass der Dank von Herzen kommt,
und das nicht nur heute!

Wir bitten für die Alleinerziehenden, die heute keinen Blumenstrauß bekommen; 
die oft vergessen werden, weil andere lauter um Hilfe rufen können. 
Mach uns aufmerksamer.

Wir bitten dich für alle Kranken um Beistand und Trost.
Für Alle, die jetzt einsam sind, bitten wir um Geborgenheit.
Für die, die wir bald wieder besuchen können: dass sie behütet bleiben. 
Für alle, die sich um Kranke kümmern, in Kliniken und Heimen: 
gib ihnen Kraft für ihren Dienst und bewahre sie vor Ansteckung.

Wir bitten für die, die nach Therapie und Impfstoff forschen, 
um raschen Erfolg.

Für die Frauen und Männer, die uns versorgen, 
dass sie gestärkt werden. 
Für alle, die sich kümmern in Politik und Verwaltung, 
In Rettungsdiensten und bei der Polizei:
um Weisheit und gute Beratung.

Danke für alle Bewahrung bis hierher. Bleib bei uns. Amen

Mit den Worten Jesu beten wir:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Dieser Kanon begleite Sie in der neuen Woche:

Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei dir, Herr,

füll du uns die Hände.

SEGEN

Ich breite meine Hände aus und spreche:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Amen

 

 

 

 

Landessuperintendentin i.R.

Oda-Gebbine Holze-Stäblein

Tel.: 0511-7636530

Mail: oda-gebbine.holze-staeblein@t-online.de