Gottesdienst zeitgleich am 31.05.2020

Nachricht 31. Mai 2020

GOTTESDIENST ZEITGLEICH

 

31. Mai 2020

 Pfingstsonntag

Glockenläuten

Kerze entzünden 

Einstimmung 

Die Glocken läuten und rufen zum Gebet. 
Pfingsten. 
Der Tag des Heiligen Geistes. 
Auf Hebräisch heißt 
der Geist „Ruach“. Ein weibliches Wort. 
Es bedeutet: Wind. 
Und: Atem 
Ruach kann feurig sein und macht lebendig. 
Und ist lauter leuchtend rote Liebe. 
Ruach ist Gott. 
Und wir feiern in Gottes Namen. 
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. 


Lesung des Sonntages I:
Aus Apostelgeschichte 2 

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 


Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten 

Gott. 
Ich bin hier. Ich bete zu Dir. 
Mit anderen, die zu Dir beten. 
Genau jetzt. 
Genau so. 
Und ich bringe Dir alles, was ist. 
Höre uns. Sieh uns. Amen. 


Lesung des Sonntages II: 
Aus Apostelgeschichte 2 
 

Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen 
Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 
Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten 
sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. 


Lied: Heilger Geist, du Tröster mein (EG 128, 1,3, 4,6) 

1. Heilger Geist, du Tröster mein, hoch vom Himmel uns erschein mit dem Licht der Gnaden dein. 

3. O du sel’ge Gnadensonn, füll das Herz mit Freud und Wonn aller, die dich rufen an. 

4. Ohn dein Beistand, Hilf und Gunst ist all unser Tun und Kunst vor Gott ganz und gar umsonst. 

6. Gib dem Glauben Kraft und Halt, Heilger Geist, und komme bald mit den Gaben siebenfalt. 

Text: Martin Moller (1584) Melodie: 15. Jahrhundert 

Lesung des Sonntages III: 
Aus Apostelgeschichte 2 
 

Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 
Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? 
Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? 
Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. 


Liedstrophe: Komm, Geist des Lebens (freiTöne 6, Str. 1 )

Komm, Geist des Lebens, komm 
über uns, komm über uns und unter uns wächst Gottes Reich. 

Text und Musik: John L. Bell und Graham Maule 1995, deutsch: Thomas Laubach 

Lesung des Sonntages IV: 
Aus Apostelgeschichte 2 

Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1 -5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.« 

Verkündigungsimpuls

Es gibt eine vage Parallele zwischen der Religion der Menschen und Hausdächern. 
Vordergründig betrachtet ist sie banal: In beiden Fällen handelt es sich um die höchste Sphäre. Aber daraus lässt sich weiter nichts schließen. Etwas anderes ist wesentlich – Jonas Gustav Wolfgang kam eines Tages darauf, als er vom Heidelberger Schloss auf die Stadt hinabblickte: So wie das Dach ist auch die Religion der endgültige Abschluss, die Krönung, die gleichzeitig den Raum beschließt, ihn vom Rest des Raumes, vom Himmel, von der Höhe und emporstrebenden Unendlichkeit der Welt abgrenzt. Dank der Religion kann man normal leben und braucht sich nicht mit der Unendlichkeit in irgendeiner Form abzugeben, was unerträglich wäre; man kann sich im Haus vor Wind, Regen und kosmischen Strahlen in Sicherheit bringen und verkriechen. Es ist eine Klappe, ein Schirm, den man zumacht, ein Schlupfloch, das man zuschiebt, man versteckt sich, schließt sich ein in sicheren, wohlvertrauten, möblierten Räumen. 
(aus: Olga Tokarczuk: Taghaus, Nachthaus, Kampaverlag 1998) 
 

Es gibt eine vage Parallele zwischen Pfingsten und dem Moment, wenn du dein Haus 
verlässt. Vordergründig betrachtet ist sie banal: In beiden Fällen ist es möglich, dass Wind durch dein Haar streicht. Aber daraus lässt sich weiter nichts schließen. Etwas anderes ist wesentlich – Petrus kam eines Tages darauf, als er sich plötzlich mitten in Jerusalem wiederfand, seine eigene Stimme hörte und staunte, dass er wusste, was zu sagen war: So wie der Moment, wenn du dein Haus verlässt, dich schutzlos macht, dich dem Wind, dem Regen, dem Himmel, deinen Ängsten aussetzt – so tut es auch Ruach, Heiliger Geist. 
Dank ihr kannst du manchmal nur schwer normal leben und musst dich womöglich immer wieder mit der Unendlichkeit in irgendeiner Form abgeben, mit deiner Sehnsucht, deiner Liebe - was alles gelegentlich unerträglich ist. Ruach ist keine Klappe, kein Schirm, den man zumacht, kein Schlupfloch, das man zuschiebt. Sie ist kein sicherer, wohlvertrauter, möblierter Raum. Sie zieht dich ins Ungewisse. 

Es gibt eine mehr als vage Parallele zwischen den Worten „Angst“ und „Enge“. Wir fühlen sie am ganzen Körper. Und nur weil Ostern war und Jubilate und Himmelfahrt, und nur weil wir vielleicht verschont geblieben sind oder geübt im Beten, bleibt sie nicht weg, die enge Angst. Angst davor, sich anzustecken. Angst, andere anzustecken. Allein zu bleiben in sich drin. Pleite zu gehen. Nicht zurückzufinden ins Leben. Es falsch zu machen. Angst davor, nicht zu genügen in diesem Wettlauf um was auch immer. 
 

Ruach allerdings baut uns kein Haus gegen die Angst, schmiedet uns keine Rüstung. Sie ist Feuer und Wind. Ist Liebe. Die hilft in der Angst und durch sie hindurch. Und ich sage zu dir und zu mir selbst und meinem ängstlichen Herzen: 

Folge dem Heiligen Geist! Vertrau Ruach! 
Denk und fühl hinaus über die vertrauten, wohlmöblierten Räume. 
Setz dich der Unendlichkeit aus. 
Glaub mir: das ist es wert. 
Ruach achtet deine Träume. 
Schenkt dir die Worte, die du brauchst. 
Sie lässt dich leuchten: feurig, stürmisch, rot und bunt. Amen. 


Lied „Go gently, go lightly“ (freiTöne 194)

Geht achtsam, geht heiter, vom Geiste getragen. Und nehmt nicht mehr mit euch als das, was ihr braucht; 
Vertraut Gottes Güte, verteilt Gottes Liebe, gegründet in Jesus, wohin er auch führt. 

Text: Shirley Erena Murray (deutsch: Hartmut Handt (2013)) Melodie: Colin Gibson 


Fürbitten und Vaterunser 

Ruach, Heiliger Geist. 

Hier sind wir. 
Sei du um uns und in uns. 
Mach uns mutig und stark. 

Wir denken an alle, die wir lieben. 
Was tun sie gerade? 

Wir denken an unsere Angst. Wir geben sie dir. 
 

Wir denken an die, die wir nicht verstehen. 

Wir denken an die, die gerade so viel verlieren: Geld, Sicherheit, Zukunft. 
 

Wir denken an die, die tapfer sein müssen für andere. 

Und wir beten, wie Jesus es uns gezeigt hast: 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. 
Dein Reich komme. 
Dein Wille geschehe, 
wie im Himmel so auf Erden. 
Unser tägliches Brot gib uns heute. 
Und vergib uns unsere Schuld, 
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 
Und führe uns nicht in Versuchung, 
sondern erlöse uns von dem Bösen. 
Denn dein ist das Reich und die Kraft 
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. 
Amen. 


Segen 

Hände öffnen und laut sprechen: 

Gott segne uns und behüte uns. 
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. 
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. 
Gott Vater. Gott Sohn. Und Gott Heiliger Geist. Amen. 

Kerze ausblasen 
 

                                                                               (nach einer Idee von Birgit Mattausch und Bettina Gilbert )

 

Ein gesegnetes und frohes Pfingstfest wünsche ich Ihnen allen! 

Ihre Pastorin Claudia Schubert