Gottesdienst zeitgleich am 24.05.2020

Nachricht 24. Mai 2020

GOTTESDIENST ZEITGLEICH

 

24. Mai 2020

 EXAUDI

Herzlich willkommen! Wie schön, dass Sie sich wieder Zeit genommen haben, dass wir wieder zum Gottesdienst versammelt sind, an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten und doch gemeinsam. 

Ein letztes Mal wollen wir heute in dieser Form Gottesdienst feiern. Ab Pfingstsonntag wird es wieder, unter allen gebotenen Einschränkungen, Gottesdienst in Ihrer Zachäuskirche geben. Gott sei Dank! Wie das im Einzelnen aussehen wird, erfahren Sie im Büro oder auf der Homepage Ihrer Gemeinde. 

Noch sind wir alle daheim, voneinander getrennt und doch zusammen. Zünden Sie jetzt gern Ihre Kerze an, wenn sie nicht schon brennt. Und dann: Lasst uns feiern, im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

GEBET

Barmherziger Gott,
manchmal haben wir keine Worte.
Manchmal ist es nur ein leises Ach.
Ein: Lass uns nicht.
All diese Wortlosigkeit halten wir dir hin,
und bitten:
schau uns an, sieh, was in uns ist
und erbarme dich.

Stille

Wir sind deine Kinder, Gott. 
Das tut gut. 
Amen

 

Lied: Du bist, Herr, mein Licht und meine Freiheit EG 575 ( nach Psalm 27)

1.    Du bist, Herr, mein Licht und meine Freiheit, 
du bist, Herr, die Burg, da ich mich berge. 
Vor wem mich fürchten, vor wem erschrecken,
da deine Hände das Land bedecken rings um mich?

2.    Eines bitt ich sehr: ich möchte bleiben, 
wo erzählt wird, Herr, von deiner Güte, 
möcht Stund und Tage bei dir verbringen, 
dein Wort zu hören, möcht selber singen mein Lied dir.

3.    Hast nicht du, Herr, selbst dies geboten: 
Sucht von Angesicht mich zu erkennen – 
darum nun ruf ich: Lass dich ergründen! 
Herr, lass mich finden, Herr, lass mich finden dein Antlitz.

 

BIBELTEXT FÜR HEUTE: Jeremia 31, 31-34

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr;

33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

 

LIED: Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit EG 502

1.   Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit! 
Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit! 
Er lässt dich freundlich zu sich laden; 
freue dich, Israel, seiner Gnaden, 
freue dich, Israel, seiner Gnaden!

2.   Der Herr regieret über die ganze Welt; 
was sich nur rühret, alles zu Fuß ihm fällt. 
Viel tausend Engel um ihn schweben, 
Psalter und Harfen ihm Ehre geben, 
Psalter und Harfen ihm Ehre geben.

3.   Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein, 
zur grünen Weiden stellet euch willig ein; 
da lässt er uns sein Wort verkünden, 
machet uns ledig von allen Sünden, 
machet uns ledig von allen Sünden.

5.   Drum preis und ehre seine Barmherzigkeit; 
sein Lob vermehre, werteste Christenheit! 
Uns soll hinfort kein Unfall schaden; 
freue dich, Israel, seiner Gnaden, 
freue dich, Israel, seiner Gnaden!

 

PREDIGTIMPULS zu Jeremia 31, 31-34

Was ist das für ein wunderschöner Text! Dabei gilt Jeremia als der leidende, der weinende Prophet, der an seinem Volk verzweifelt, weil es nicht hören will. Er lebte zur Zeit des Exils, große Teile des Volkes waren verschleppt nach Babylon. Sie lebten nicht schlecht, das weiß man heute, aber natürlich fehlte ihnen die Heimat, der Kontakt zu Verwandten und Freunden. Eine Zeit voller Einschränkungen. Und am meisten fehlte ihnen wohl der Tempel in Jerusalem, der Ort, an dem sie ihren Gott anbeten konnten. Als sie den verloren, als der zerstört wurde, verloren sie auch ihre religiöse Identität. Und als das Exil ein Ende hat, schaut Jeremia zurück: So war das – und so ist das jetzt.  

Unser Gott macht einen neuen Anfang, schreibt er. Wir sind die, die untreu gewesen sind – Gott ist treu. Wir haben den Bund nicht gehalten; wir sind an der Katastrophe selbst schuld, wir haben uns selber ins Elend geritten. Was bauen wir auch ein goldenes Kalb und beten andere Götter an?! Kein Wunder, dass es uns jetzt schlecht geht.
Aber, so schreibt Jeremia, unser Gott ist treu. Er gibt nicht auf. Er lässt uns nicht los. 
Dieses Mal legt Gott das Gesetz in unser Herz, dann tragen wir es in uns, dann können wir gar nicht mehr anders als Gottes Willen tun. Dann müssen wir nicht mehr suchen, dann haben wir das Wissen in uns. Weil es uns allen ins Herz geschrieben ist.
So soll es sein nach dieser Zeit, spricht Gott der Herr.

Jeremia traut sich was. Er trägt dick auf, er nimmt den Mund sehr voll. Es soll noch schöner werden, noch besser. Ein neuer Anfang – und der wird alles zum Guten verändern. Was für eine Hoffnung!

Nur – es hat nicht geklappt. So wie ersehnt ist es nicht geworden. Bis auf den heutigen Tag nicht. Die Welt ist unerlöst, nach wie vor. Die Verheißungen sind immer hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben.

Und doch berührt mich die Hoffnung, die ich bei Jeremia spüre. Sie nimmt mich mit – wie schön wäre es, wenn mit einem neuen Anfang auch alles andere neu und gut würde. Wenn von ganz allein Sicherheit im Handeln da wäre. Wenn sich alle einig wären. Wenn niemand mehr fragen und suchen müsste, wo es langgeht. 

Auch wir fangen gerade wieder neu an. Gott sei Dank!
Wir fangen wieder neu an, nach Tagen und Wochen voller Einschränkungen und Befürchtungen, nach einer Zeit voller Sorge um die Gesundheit von lieben Menschen und der eigenen.

Ein neuer Anfang. Schön und verheißungsvoll, herbeigesehnt und ungeduldig erwartet. Und zugleich mit einem mehr oder weniger leisen Gefühl von Unsicherheit im Herzen. Weil niemand so genau weiß, was kommen wird. Und wie wir damit umgehen können. Tastend und suchend machen wir die ersten Schritte zurück in eine Normalität, von der wir noch gar nicht wissen, wie sie aussehen wird.

Schon in den ersten Tagen des Lockdown wurde deutlich, dass es danach nicht einfach so weitergeht, nicht einfach so weitergehen kann.
Das Ein oder Andere werden wir neu denken müssen. Wird es auf Dauer eine bessere Bezahlung geben für all die Menschen, die das Land sozusagen am Laufen halten? Für Menschen in Berufen, wie man heute als „systemrelevant“ bezeichnet? Pflegekräfte, LKW-Fahrer, usw., usw.
Und wie sollen unsere Schulen in Zukunft aussehen? Wie ist das mit dem digitalen Lernen? Wie sieht es mit den sanitären Anlagen an den Schulen aus? Haben wir genug Lehrer?
Wie wollen wir die Arbeit an sich verteilen? Holen wir Produktionen aus weit entfernten Ländern zurück, weil die Versorgung z. B. mit Medikamenten immer dann schwierig wird, wenn es drauf ankommt, wie in den letzten Wochen? Und eine Frage, die mich ganz persönlich bewegt: Sollten wir unsere Krankenhäuser wirklich noch weiter privatisieren?

Ich glaube, diese Krise hat wie ein Brennglas, wie eine Lupe ganz deutlich gemacht, dass es Veränderungen braucht, dass wir so nicht weitermachen können, wenn wir in Zukunft einigermaßen leben wollen. Wo es fehlt und hakt, ist in den vergangenen Wochen sehr deutlich geworden.
Und zugleich, wir stehen immer noch gut da. Und ich bin dankbar, dass wir in Frau Merkel eine Bundeskanzlerin haben, die nicht sich selbst beweisen muss, sondern besonnen und überlegt handelt. 

Es wäre schön, stünden wir auch weiterhin gut da, trotz aller Veränderungen.

Ja, sicher, Einschränkungen werden bleiben, niemand weiß, wie lange.
Wie lange werden wir noch Masken tragen? Immer wenn ich aus meinem Zimmer auf die Bushaltestelle unten schau, werde ich daran erinnert: „Ach so. Ach ja.“

Wie lange werden wir noch Abstand einhalten müssen? Im Supermarkt, an der Kasse, in der Apotheke und sogar in den Kirchräumen ist gekennzeichnet, wie nah wir einander kommen dürfen.
Wann dürfen wir einander wieder uneingeschränkt besuchen, einen anderen voller Freude oder tröstend in den Arm nehmen?
Ein neuer Anfang? Ja. Wenn auch in kleinen Schritten, langsam, behutsam, manch einem auch zu behutsam. Aber – wir fangen wieder an. 
Und die Hoffnung bleibt. Gegen alle Ängste und Sorgen an. Die Hoffnung, dass wir eben nicht einfach so weiterwurschteln wie zuvor; die Hoffnung, dass es irgendwann gut wird. Dass wir uns an einen anderen Alltag gewöhnen können. Dass wir wieder Normalität leben – wie auch immer sie dann aussehen mag. 

Die Hoffnung bleibt. Dass wir in all dem nicht alleine sind. Dass Gott an unserer Seite ist. Dass er treu ist. Damals, so schreibt Jesaja, hat Gott einen neuen Anfang mit seinem Volk gemacht. Und in den Hunderten von Jahren danach hat es ungezählte Neuanfänge gegeben, immer wieder, wie Leuchtfeuer in der Zeit, Hoffnungszeichen. 
Ja, vielleicht ist es das. Vielleicht ist gerade in der Hoffnung eine Spur Gottes erkennbar. Vielleicht wird es irgendwann, dann, so sein, wie es bei Jesaja steht: „Denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Groß und Klein, spricht der Herr.“
Irgendwann.
Dann.
Ich will von dieser Hoffnung nicht lassen. Mit ihr will ich leben. 

Amen

 

LIED: Gott gab uns Atem EG 432

1.   Gott gab uns Atem, damit wir leben. 
Er gab uns Augen, dass wir uns sehn. 
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn. 
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

2.   Gott gab uns Ohren, damit wir hören. 
Er gab uns Worte, dass wir verstehn. 
Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön. 
Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön.

3.   Gott gab uns Hände, damit wir handeln. 
Er gab uns Füße, dass wir fest stehn. 
Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehn. 
Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen.

 

FÜRBITTENGEBET

Guter, barmherziger Gott,
wir sind froh, dass unser Leben langsam wieder offener wird.
Wir freuen uns über jeden Schritt in den Alltag zurück, 
auch wenn er vielleicht nicht mehr so wird wie zuvor.
Und wir sind dankbar, dass wir bis hierher gekommen sind
und dass du an unserer Seite bist. Immer.
Und uns Hoffnung schenkst.

Gott,
wir wollen die nicht vergessen, 
die es besonders schwer hatten und haben.
Wir denken an die Menschen am Rand unserer Gesellschaft,
die, denen das Nötigste zum Leben fehlt.
Wir klagen dir ihre Not und bitten für sie.
Gott, wir bitten auch für uns.  Höre unsre Stimme.

Stille

Wir denken an all die, die unser Land am Laufen halten,
an die, die forschen und suchen,
an die, die nach guten Wegen aus der Krise suchen.
Wir klagen dir ihre Mühen und bitten für sie.
Gott, wir bitten auch für uns.  Höre unsre Stimme.

Stille

Wir denken an die, denen das Leben schwer geworden ist, 
an die Traurigen und Verletzten, an die Verbitterten und Hoffnungslosen,
wir denken an die, die krank sind und an die, 
die den Tod vor Augen haben; 
wir denken an all die, die sich kümmern und sorgen.
Wir klagen dir ihre Sorge und Müdigkeit und bitten für sie.
Gott, wir bitten auch für uns.  Höre unsre Stimme.

Stille

Wir denken an die, die wir liebhaben,
die wir vielleicht lange nicht gesehen haben,
an die, die wir so gern mal wieder in den Arm nehmen würden.
Wir denken an all die, die einen anderen Menschen schmerzlich vermissen.
Wir klagen dir ihre  Sehnsucht und bitten für sie.
Gott, wir bitten auch für uns. Höre unsere Stimme.

Stille

Wir denken an die, die in Staat und Gesellschaft Einfluss haben,
an Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten und viele andere,
wir denken an die, die mit ihrem Geld 
und mit ihrer Stimme in die Zukunft hinein handeln.
Wir klagen dir ihre Last der Verantwortung und bitten für sie.
Gott, wir bitten für deine Gemeinden in der ganzen Welt und auch für uns. 
Höre unsre Stimme.

Stille

Ach Gott, – wir danken – wir klagen – wir bitten,
und wir tun das im Namen unseres Herrn und Bruders Jesus Christus.
Mit seinen Worten beten wir:

 

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

 

 

SEGEN

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden.

Amen

 

 

 

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott Sie fest in seiner Hand!

                                                                                              

                                                                                                 Brigitte Pohl

 

Bitte denken Sie an die Kerze …